Komm zurück Mama, aber ohne Nervenzusammenbruch
Während meiner zweiten Elternzeit hatte sich mein Arbeitsplatz verändert; Bei der Rückkehr in den Job stellte ich fest: die Firma war gewachsen, neue Kollegen, neue Software, neuer Chef. Mein Projekt gab es nicht mehr. Alles war irgendwie anders. Der Wiedereinstieg war gar nicht mal so smooth, wie erwartet.
Die ersten zwei Monate waren total verrückt. Neue Aufgaben und ein junger Hochschulabsolvent an meiner Seite, der mich täglich zur Weißglut trieb. Ein Auftraggeber, der – meiner Meinung nach – nicht durchblickte und ich immer am Schwitzen, um pünktlich Feierabend zu machen. Zwei Kinder, 5 und 2 Jahre alt mussten pünktlich von der Kita abgeholt werden. Damals kam ich auf den Begriff „zweite Schicht“.
Jedes Mal wenn mir jemand einen schönen Feierabend wünschte, erklärte ich, dass jetzt erst mal die zweite Schicht anfing. Der Teil des Tages, der körperlich Kraft kostete. Der Job im Büro fühlte sich an wie der eigentliche Mutterschutz.
Vor und während der Rückkehr in den Job gingen mir – wie bestimmt anderen Müttern auch – typische Gedanken durch den Kopf. „Wahrheiten“ die du dir erzählst, weil sie sich gut anhören oder weil du dich damit besser fühlst. Oder weil du denkst die Gesellschaft will das so oder damit du deine Entscheidungen (vor dir) rechtfertigen kannst.
7 Gedanken, die Dich vor der Rückkehr in den Job belasten
1. Ich werde zuhause gebraucht – mein Kind braucht mich
War ich vielleicht zu lange weg gewesen? Ich hätte nicht zwei Jahre Elternzeit nehmen müssen, ein Jahr hätte auch gereicht. Aber mein Kind (oder ich?) war noch nicht so weit. Die Kleine brauchte mich total dringend! Und die Zeit mit den Kindern war super schön, wenn auch super anstrengend.
Auch wenn ich jetzt nicht mehr sagen könnte, was ich außer Hausarbeiten groß gemacht habe… manchmal war es auch langweilig und frustrierend. Ich suchte mir neue Hobbys und sehnte mich nach Gesprächen mit Erwachsenen.
Der Job war Meilenweit entfernt und im Alltag mit zwei Kindern zu einem kleinen verblassenden Punkt am Horizont geschrumpft.
Meine Kinder waren nicht hochsensibel, gesund, emotional ausgeglichen, neugierig, interessiert und kamen mit anderen Kindern super zurecht. Vielleicht wurde ich doch nicht rund um die Uhr gebraucht?
2. Ich war zu lange draußen
Dass nach der Rückkehr in den Job alles für mich anders und neu war, lag natürlich an der langen Abwesenheit. Ich war nicht wie alle andern in die neuen Abläufe und Gegebenheiten der Firma gewachsen. Mein neuer Chef kannte mich von früher und hatte mich unter „hat Berufserfahrung“ abgespeichert, so dass ich gleich ins kalte Wasser geschmissen wurde.
Das hatte es vorher schon gegeben, nur dass ich meine Freischwimmerübungen nun mit zwei Kindern auf dem Rücken machen musste.
Das hieß also Einarbeiten unter anderen Bedingungen. Und wieder neu lernen, zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt hin und her zu wechseln.
Am Anfang bedeutet es auch loslassen und darauf vertrauen, dass es auch ohne dich läuft.
3. Die Aufgaben haben sich verändert
Am Anfang dachte ich: „ich kann das nicht!“ oder „Das habe ich noch nie gemacht!“ Ich hatte vergessen, dass ich zuvor sehr viele Male, etwas zum ersten Mal hatte machen müssen.
Aber das Selbstvertrauen in meine Fähigkeit, mich in Neues einzuarbeiten und es anzunehmen, war während der Elternzeit offensichtlich geschrumpft. Oder durch andere Prioritäten ersetzt worden. Ich war jetzt eine Mama. Ich hatte Verantwortung für Wesen, die auf mich angewiesen waren.
Klar hat sich die Arbeitswelt verändert, aber die Fähigkeiten, die du als Mutter dazu gewonnen hast, sind sehr viel wert. (z.B. Zeitmanagement, Task switching, Gelassenheit…)
4. Es lohnt sich nicht
Wow! Während meiner Elternzeit hatte ich eine Gehaltserhöhung bekommen. Wahnsinn. Bei 60% Teilzeit und Steuerklasse 5 entsprach das ein paar Euro mehr… Hammer! – Nicht!
Tja… die Sache mit dem Ehegattensplitting… jeden Monat das gleiche Elend auf dem Gehaltszettel. Aber deswegen zuhause bleiben..? Nö!
5. Ich kann nicht so gut wie vorher sein
Stimmt leider teilweise. Richtlinien und Gesetze ändern sich ständig. Und wenn ich mir anschaue, wie die jungen Kolleginnen mit bestimmten Aufgaben umgehen, oder wie flink sie sind z.B beim Thema Digitalisierung etc. da muss du dich schon ranhalten. Aber von den Jungen kann man auch lernen.
Nun, die Bereitschaft nach der Elternzeit und bei der Rückkehr in den Job weiterhin Neues zu lernen sollte schon da sein!
6. Ich bin eine Rabenmutter
Ah… die Sicht der Außenwelt. Ist das so? Bin ich wirklich eine Rabenmutter? Ich beobachte an meinen Kindern, dass es tolle Kinder sind. Hilfsbereit, selbstständig, ausgeglichen, fröhlich, höflich, lernfähig, nicht verwöhnt, essen (bzw. probieren alles), sind einfach lieb… was will ich mehr? Was kann ich noch mehr Gutes für meine Kinder wollen?
Eigentlich kann ich mir doch nur wünschen, dass sie eine Mutter haben, die zufrieden ist, oder? Und die Zufriedenheit kommt nicht, wenn ich zuhause sitze.
7. Ich bin schwer zu verplanen
Als Teilzeitkraft wieder voll in Projekten arbeiten geht nicht so einfach. Da darfst Du entweder die Krümelarbeit bzw. Rest der anderen mitmachen, bist Backstopper oder bekommst Miniprojekte.
Ok. Ja, und? Das ist doch das Problem der Führungskraft, oder? Wenn du nach einiger Zeit siehst, dass du mehr leisten kannst, dann sprich es an und dann sollen sich die Chefs darüber den Kopf zerbrechen. Bei der jetzigen Marktlage beobachte ich viele Teilzeitmuttis, die sich dann etwas anderes suchen, wenn es nicht so läuft wie sie wollen. Rückkehr in den Job bedeutet vielleicht nicht der exakt selbe Job wie vorher, aber kommt Zeit kommt Rat. Und manchmal ergeben sich auch andere Entwicklungsmöglichkeiten.
Andererseits, wenn es dazu kommt, dass du in 80% der Zeit die Aufgaben zu 100% wie früher erledigst, dann ist das absolut nicht OK. Das passiert häufig bei Teilzeitkräften. Wenn du mehr arbeitest, sollte es auch honoriert werden. Mehr zum Thema Arbeitsbedingungen findest du hier auf dem blog.
Entwicklungsmöglichkeiten
Welche Fragen beschäftigen Dich rund um die Rückkehr in den Job? Brauchst Du Unterstützung bei einer Entscheidung? Möchtest Du etwas ändern? Dich weiter entwickeln? Möchtest Du einfach in den Job zurück ohne Nervenzusammenbruch? Möchtest Du etwas ganz anderes machen, weißt aber nicht was?
Schreib mir, ich freue mich, wenn Du mit mir an Dir arbeiten möchtest und ich Dir bei Deinen Fragestellungen helfen kann.
Deine Anna.
P.S.: Hier gibt es interessante Filmbeiträge: Frau tv.